Viele Leute der Kunst glauben, Fantasie bedeutet Phantastisches, dem ist nur bedingt so, das wäre zu einfach gestrickt. Kunst ist Erzeugung von Sinn im öffentlichen Diskurs und wieder nur bedingt – eine neue Wirklichkeit. Es geht um Vorstellung, nicht Vision.
Vision und Phantastik haben dieselbe Wurzel, das Unerklärliche daran ist nicht zu erklären. Jedoch steckt es in jedem Werk, ob schlecht, ob gut, oder sehr gut. Was also macht ein gutes Werk aus?
Es ist wie ein abgeschossener Pfeil!
Zen und die Kunst des Bogenschießens – nein – und doch auch, die Gemütslage – letztlich egal, im Moment sein – auch egal. Zur richtigen Zeit am richtigen Ort ist wohl grundlegend. Die Erklärung in unserem Kopf vermittelt, schafft den Rahmen, versucht sich am möglichen Ziel. Bei Kompatibilität kann der Funke überspringen, zünden, Emotionen vermitteln, Gedanken anstoßen.
An der Bedeutung lang gehangelt, treten die Deuter von Außen auf den Plan, Wahrheit aufzuzeigen, ihre Narrative von Tod und Teufel zu erzählen. Kunst verkommt zum Haken, an dem Geschichten aufgehängt werden. Wie kommt man dem Eigentlichen im Werk näher?
Nicht anfassen – bewegen! Durm herum gehen, Eindrücke von verschiedenen Seiten aufnehmen, durch Nah- und Fernsicht Einsicht gewinnen (K H Greune), Beziehungen herstellen. Den abstrakten Kern gewahren, die Richtung erspüren, den Treffer imaginieren.
Auf der Strecke einer Hyperbel kann ich (Knoten)Punkte einfügen. Wie die kahlen dünnen Stäbe die Wege im Harz markieren, wenn alles tief zugeschneit ist, sind sie ob ihrer Länge doch zu erkennen, die Schneefräse kann den verdeckten Weg freilegen. Wo ich sonst abbiegen und Pause machen könnte, bin ich gezwungen, die vorgezeichnete Route zu nehmen, welche mich von A nach B führt. Allerdings kann ich nach unten schauen. Es wird konkret – oder in den Himmel, da wird es luftig, größere Zwischenräume bieten sich, die interpoliert werden wollen, Metaphysisches zieht mit.
Egal, als Künstler kann ich keinen Zettel auf meine Arbeit kleben auf den steht ‚unter diesen Umständen anzuschauen‘, so kommen wir zur Zwangsläufigkeit. Es muss gerade soviel Reiz versinnbildlicht werden, dass man den Flug des Pfeils erfassen will. Eine Bindung der Augen geschieht in Sekundenschnelle. Nur woher kommt der Verweis, dass die Aufmerksamkeit ausgerichtet wird? Es ist die Arbeit des Fahrers, der die Fräse bedient, der die zielführende Bahn freigelegt hat.
Kunst ist schon eigenartig, denn nur wenn wir Teil der Auseinandersetzung werden, sozusagen in ihr sind (R Thiele), findet sie auch statt.
Heisenbergs Unschärfe?
Vielleicht.
Für das Geistige in der Kunst, ohne Kandinsky zu bemühen, geht es um anderes, weil die Wirklichkeit hinter den Dingen liegt – immer. Vermessen – ein paar Zentimeter – was ich Wagner zugestehe verweigere ich Kandinsky? – Ja!
Die Sicht von Kandinsky ist kleinbürgerlich. Kunst ist doch kein von der Gesellschaft losgelöster Prozess, wo Farbe und Form ‚an sich‘ existieren. Wenn doch, fängt hier die Lüge der Wirklichkeit an – und das ist nicht mein Geschäft.
Auch wenn Kunst von Kunst kommt, muss der Kern immer wieder neu geformt /definiert werden, Handschrift allein kann da nicht reichen. Das kann durchaus ein gebrauchter Aus- oder Abdruck sein, um neue Wege zu finden. Das war immer so, ausdrücklich in der Postmoderne angelegt, dessen Kind ich bin.
Der Zusammenklang von Form und Inhalt, wobei der Inhalt aus sich heraus die adäquate Form gestaltet, während andererseits diese sich erst durch die Form bildende Gestalt (die laufende Aktualisierung von Möglichkeiten) erkennen lässt, scheint mir immer noch nicht ausgereizt. So bleibe ich dem Tafelbild verbunden, obwohl genau dieses (auf)gebrochen werden muss, als Fragment Versatzstück gesellschaftlicher Interpretation wird.
Ist das zu gedacht?
Die sinnliche Konfrontation lag mir nie, auch bei den Frauen nicht, die ich liebe. Aber lauert da nicht Betrug und Lug, nur um unsere Art zu erhalten? Die Lust übergeht diese Frage schnell, wird im Angesicht der Entgrenzung des Selbst obsolet.
Will ich die Welt formen kann ich die Fräse nehmen, oder einen Pinsel, es gibt kein Für oder Wider, nur der Begriff KUNST muss lesbar werden /sein.
Alles erklärt sich über den scheinbar unvermeindlichen Widerstand, wird zum Gegenstand (der es ganz natürlich ist) nun aber erklärtermaßen.
Darüber könnte begriffen werden, was eigentlich nicht zu begreifen ist.
In einem formalistischen Werk gelingt das nicht, dort entwickelt sich kein utopischer, noch haptische Transzendenz, vielleicht ein spekulativer Raum. Inhalt und Form sind deckungsgleich, haben keine Funktion (außer ihrem Sosein). Auf der anderen Seite sollte der erste Strich nicht von der Idee allein geführt werden, das wird brüchig, porös. Der mit Absicht geworfene Zufall, zumal auch das reine Tun, oder die unüberlegte Tat, kann den Anfang, oder die Brücke zu einer guten Arbeit bilden. Und wenn ich sehe, dass alle Überlegung letztendlich nur Bestätigung eines unbedingten Wollens ist, dann etikettiere /adressiere ich meine Arbeiten nichtsdestotrotz.
Die Sowjetunion der 50er /60er Jahre diskutierte offen /öffentlich über Sinn und Zweck der Kunst (je nach Tauwetterzustand). Ich fühle mich manchmal etwas verloren, da es solchen Diskurs, oder die Kraft dazu, heute kaum mehr gibt. Ich kannte ihn aus meiner K-Gruppen Zeit, leider war man dort weit entfernt vom Trotzki der 20er Jahre (Literatur und Revolution, 1923) – zu eng gefasst – wie auch die größeren Ideen zum gesellschaftlichen Wandel, dem die Kunst ‚dienen‘ sollte. Aber in den westlichen ‚Demokratien‘ (Volksherrschaft – pah) wurde das Kind mit dem Bade ausgeschüttet und die ‚freie‘ Kunst postuliert. Frei von was? Vom Klassenbegriff, vom Kapital – beidem? Alles Quatsch!
Urteile über ein KunstWerk formulieren sich keinesfalls durch das bloße Sehen, Decken, sondern auch durch Verletzungen im Zusammenhang mit dem Betrieb, denen man als Produzent zwangsläufig unterliegt. Nicht, dass ich davon frei wäre – weit entfernt, nur weiß ich um die Mitsprache des kleinen Ungeheuers. Es wird nicht leichter, immer mehr ziehe ich mich zurück, um nicht den Unsäglichkeiten der Selbstüberschätzung – auch meiner – sprachlos gegenüber zu stehen. Das Selbst als Maß der Dinge muss relativiert werden, um in einen sinnvollen Diskurs zu treten, sonst will man sich nur behaupten (schönes Wort).
Das wiederum hat nichts mit einem Statement zu tun, welches im Raum steht – und vergegenständlicht zur Reibung auffordert; Repräsentanz des Widerstands, meinem Grund- und Großbaustein der Kunst. Danke Joseph. Und ich kenne nur einen zeitgenössischen Maler, der dies auf zweidimensionaler Fläche geschafft hat: Danke Karl Heinrich.
Aber eine weite Idee im Bild sollte nicht als Miniatur daherkommen. Das nimmt den Schneid. Vielleicht wird der Inhalt sogar verraten, wenn er in Mengen zu haben ist, kehrt sich um, wird zur Devotionalie. Die durchaus angelegte Sprengkraft eines Objekts löst sich im Konglomerat der Variationen auf. Was haben wir davon, was nehmen wir wahr? Der selektive Blick hilft, die Hängung zu übersteigen, implizierte Arbeit für den Betrachter?
Die Absicht sollte eine andere sein.
:was bleibt (Titel einer Ausstellung von R. Barharn und mir, 1996), ist die notwendige Behauptung des Individuums vor dem Ganzen (vor Gott?), mit der Sehnsucht zur Einheit, welches Subjekt und Objekt – das Leiden – den Widerspruch – überwindet, in dem Wissen, dass diese Dualität die Einheit überhaupt erst denken /erkennen läßt! Machen wir uns nichts vor, wäre diese Einheit erreicht, entschwänden wir dieser Welt wie wir sie kennen. Jesus wußte dies und schaute 3 Tage nach der Grablegung noch eimal vorbei. Auferstehung als Beweis von Wahrheit; ab hier wurde Wirklich, was nur geglaubt werden sollte. Und schwups, sehen wir den selbstreferentiellen Gehalt ins Unermessliche skaliert. Vielleicht liegt da meine Abneigung des Bildes, das sich Selbst genügt, immer sollte es den (eigenen) ‚Rahmen‘ sprengen, sich in Frage stellen, nicht im Strom der Zeit schwimmen, nicht als Selbstzweck gegen die Kante gebügelt sein, sondern der (uneinlösbaren) Kunst der Zukunft nahe kommen.
Jaup (at least) – es ist der kleine Schuss von Ideologie (der eingeflochtenen Utopie), die ein wirklich gutes Werk für mich ausmacht.
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Die Zukunft der Kunst
Bei Beuys wäre die Reihe der Untersuchung Sloterdijks Zur Welt kommen – Zur Sprache kommen, davon ab- oder übergeleitet zur Zwangsläufigkeit der Entäußerung bis in die frühe Romantik hinein. Die Idee findet ihr Material. Dessen Einsatz wird nicht zum Selbstzweck des Schönen, nicht des Hässlichen. Es ist die Manifestierung von Sinn.
Das reicht weiter bis in die Bildung, der bildenden Kunst im wahren Sinn des Wortes, nicht das interesselose Sein, was die Kunst befreit, sondern deren Einschreibung in den gesellschaftlichen Prozess /Kontext.
Im Bezeichneten, im Benannten wird der Anschein eines multidimensionalen Objekts gegeben: Die notwendige Verbreitung künstlerischer Wahrheit im gesellschaftlichen Raum. Das implizierte Narrativ als Behauptung in den Raum gestellt, das Objekt /objektiv scheint, denn jeder Gegenstand ist für unsere Sinne erstmal real. Erfahrbar weil Widerstand, deshalb ideologisch?
Wie mit vielem bin ich etwas spät dran. Jubiläen rauschen an mir vorbei, ich kann sie nicht fassen. Wenn ich dann zum 100. eher zufällig vor Beuys Arbeiten im Lenbachhaus stehe ist Krawall angesagt: Zeige deine Wunde. Diskontinuum.
Wie schrumpfe ich eine Installation von über 1000 auf 40 m². Ist es dasselbe, oder wird es etwas Anderes mit Gleichem. Da ich die 76er Installation im Katalog gesehen habe, bleibt mir nur die Eindrücklichkeit einer autorisierten Lüge. (Beuys selbst hat den 1980er Aufbau im Lenbachhaus begleitet.)
Sprachvorbehalt.
Klebt das Wort am Objekt, am Raum, oder ist es auf der imaginären Oberfläche (im Schleier) seiner Tat (Setzung) eingeschrieben und wenn ja, verdunstet diese unter der neuen Verortung von 2013 auf zu freundlichem Holzfussboden mit Absperrseil? Schwierig.
Der helle Raum, ein Sonnentag im Oktober ’21 mit herrlich blauem Himmel, die wunderbaren Pflanzen im Hof – völlig anders als die nüchtern funktionale Maximilian-Unterführung. Trotz alledem bin ich auf’s Äußerste bewegt, werde in das Werk hinein geschleudert.
Die Sprache in mir, mein ungegenständliches Ich, rebelliert.
Nach dem Mönch am Meer ist es einfach die herausragendste Position deutscher Romantik (von Wagners Tristan mal abgesehen).
Synthese?
Ich arbeite daran – schon lange.
Egal.
Heiter weiter.
(Nach Lektüre des Buchs BEUYSKIOSK, Hrsg. Rolf Bier, 2023, edition metzel, München)
was für ein Mist – autorisierte Duplikate
Zu den Gemälden von Gerhard Richter im Gedenkraum der Erinnerungsstätte von Auschwitz.
Die ‚Malerei malen!’*
Fünf Gedanken zu den Bildern von Karl Heinrich Greune, deren Entstehung ich 1980–82 miterleben durfte. Vielleicht stand ich einmal zu oft in seinem Atelier am Wandrahm, zumal nicht sein Student, aber immer war es eine kleine Sensation.
Alles was ich heute sehe, wahrnehme, interpretiere ist der Unterschied von besetzter zu unbesetzter Stelle. Wie etwas auf mich wirkt, ist abhängig von der Leere zwischen den Setzungen, dem sprachlosen Raum. Auch innerhalb des schon Besetzten entstehen Pausen: Farbe wurde aufgetragen, darauf hintereinander einzelne Striche. Dieser Intervall ist notierter Rhythmus und auf seiner Strecke geronnene Zeit. Zugleich erlebe ich das Übereinander, das Gleichzeitige im Ungleichzeitigen und den Diskurs der Chromatik: ein in sich schwingendes Feld entsteht.
Im Wissen, dass schon der kleinster Punkt unendliche Dimensionen haben mag, erscheint die nächste Setzung als freie Reaktion auf eine Aktion im begrenzten Rahmen der bewußten Auseinandersetzung. Im Wissen, dass für die Malerei nichts getan werden kann, außer sie zu malen, wird sie so zum erklärten Diskontinuum, zum konkreten Objekt, somit wahr – mit der gleichzeitigen Beschreibung einer möglichen Wirklichkeit.
Sprache versagt an den Zwischenräumen, aber oszilliert an möglichen Kreuzungen, oder Knoten; sie dort im Werden zu halten ist schöpfungsgleich: Im Anfang war das Wort. Die Metapher der Genesis, Surrogat einer kreativen, souveränen Mal-Tat im vermeintlich zweidimensionalen Raum.
Das Werkzeug ist mir mit dem Bild an die Hand gegeben, bin es selbst, der Linien, Punkte, Flächen und Verläufe verbindet, addiert, versinn(bild)licht, nur um mich in den Stand kreativen Sehens versetzt zu sehen.
Die reale Unschärfe – Eingelöst!
Danke Karl Heinrich †
––––––––––––––––––––
*Titel von H-J Manske im Katalog von 1993, Hsg.: Städtische Galerie Bremen
:about
Kunst gibt es wohl nur, weil wir unsere Entäußerungen und Leben nicht zusammen bringen. Arkadien war /ist ein Versuch, der immer wieder in Bedeutungslosigkeit versinkt. Einzig Beuys hat es geschafft zumindest die Brücke zu schlagen: In der Kunst sein, jedoch als politisches Drama, als Geste!
So ist Kunst ein Phänomen der gesellschaftlichen Praxis, zuallererst ein öffentliches Ereignis, ist Rahmung, unter dem X, wie Y wahrgenommen werden kann. Ein Stuhl im Museum ist ein anderer, als der der auf dem Sperrmüll steht, auch wenn es der gleiche ist.
Kunst an sich wird es nicht geben (können), sie ist Übereinkunft, Mittel zur Erinnerung unserer kommunikativen Gestalt. Kunst als Sublimation, denn natürlich sind wir von der Sehnsucht erfasst, Körper und Seele /Leben und Kunst zusammen zu bringen. Bei schwerer Krankheit, Extremsituationen, oder Meditation kann – unter Aufgabe des Ichs – dies auch gelingen. Doch so fein sich das anhört, als dauernder Zustand würde die Entwicklung der Menschheit enden. Ob diese bis hier hin gut war, sei dahingestellt, noch haben wir alle Möglichkeiten.
Beuys hat’s gewußt. Ich begreife die gesellschaftliche Notwendigkeit, die Inszenierung, nur bedingt – Glaube allein reicht nicht. Anders ist /bleibt es Handwerk, wird zum Gebrauchsgut die nichts bedeuten will: Sie funktioniert im Kontext (des Betriebs) ohne wirklich zu sein. Leider ist dieses Phänomen auch bei aktuellen Arbeiten zu beobachten, vieles affirmiert, wird erklärt, zelebriert, raffiniert, sich von fremdem Fleisch ernährt, ein neuer Blick ist selten. Diesen wieder möglich machen, unverwandt die Dinge schauen – namenlos – im sprachlosen Raum, den es Kraft einer künstlerischen ‚Tat‘ hervorzurufen gilt. Kunst bedeutet, diesen Raum zu füllen, und die Zeit beginnt erneut mit einer erkennbar definierten Lücke. Zeit die absichtlich verloren wurde, der Abstand, den eine gute Arbeit ausmacht. Ma(h)lzeit!
Exzessive Bespaßung kann das Selbe erreichen. Die 3D-Brille und KI machen möglich, dass sich der Proband in eine Situation geworfen fühlt, die er normal nicht beherrschen muss. Mit Fallnetz und ‚exit bevor heart attack‘ gehen Leute ins abgesicherte Risiko, Welten zu erleben, die kunstgleich Zuwachs versprechen.
Wenn nun noch KI und Kunst zusammen gehen (ein Glück ist das noch nicht der Fall, oder nur sehr billig), wird die Trennlinie aufgeweicht wie beim Film im großen Kino – da wird an allen Sinnen gerüttelt, gezerrt, nur zu selten am Verstand! Die Distanz fehlt, man wird eher aus- oder gleichgeschaltet als mitgenommen, ist innerhalb des Horizontes. Kunst sollte auf den Horizont zeigen, ein Schritt darüber hinaus und alles verdunstet. In der Blase des ichlosen Selbst wird der Widerspruch aufgehoben.
Somit wird der Hang zum Gesamtkunstwerk, ein Ersatz für das Kirchenschiff, die Bespiegelung als neue Wirklichkeit mit der Annahme zur Erlösung. AuAu. Gegenstand ist Widerstand, außer in der Quantenphysik.
[Nach Walter Benjamin würde ich nicht über das Erhabene in der Kunst nachdenken wollen, sondern über das Erhobene. Weiter über Derridas Rahmung, was ich mit dem Passepartout ausgedrückt sehe, und Rorty nach dem es die Kunst an sich gar nicht geben kann. Das führt dann im großen Schlag zu Latour, der die gesellschaftliche Dimension wieder in den Vordergrund rückt, und bin somit wieder bei Beuys, der oft zusammengeschoben hat was nicht zusammen gehört, um seine Wahrheit wirklich werden zu lassen.]
Was hat es nun mit der Kunst auf sich? Letztlich ist sie nur ein Mittel – eine Mittlerin, zwischen Entäußerung und Betrachter im gesellschaftlichen Kontext, das Schmiermittel im Getriebe. Heute wird Deutung den Philosophen überlassen, es entstehen bunte Bilder, die die Kanten schleifen, runden, unser Sein erträglich machen. Nichts davon löst den unlösbaren Widerspruch, also, ab und an etwas Salz in die Wunde zu streuen ist schon angebracht!, es richtet, justiert neu.
In den modernen Gesellschaften ist der Schmerz als Erzieher und Ratgeber in den Hintergrund gerückt, weichgespültes Tun, Kriege an den Rändern zeigen das komplementäre Bild, rücken ins Zentrum. Unsere Bestürzung ist groß, die neue Unmittelbarkeit gibt ihren Einstand, Kunst verharrt im Bildungsbürgertum. Vincent Van Gogh wie Casper David Friedrich gesehen zu haben ist wichtiger, als das Aussergewöhnliche im Alltäglichen. Nur öffnen sich die Augen nicht bei einem Objekt, wo schon ‚KUNST‘ darauf steht, es bleibt bei der bloßen Bestätigung. Kunst ist aktives Sehen, Erleben, Erkenntnis.
Die beiläufige Irritation, die, die aus dem Betrieb kurz herausragt, damit sich Menschen dran stoßen, sie fähig machen, sich bewußt in den Widerspruch zu setzen: Klärung des Individuums als Teil des /im Ganzen. Dem Sowohl als Auch. Dem Hier und Dort zugleich.
Kunst(werk), Ökonomie und Emanzipation
Hier schreibe ich an alle und beziehe mich ausdrücklich mit ein.
Der Geschmack des Versagens ist der gleiche, auf dem Mond, Mars, oder Suncorp. Genug. Das Thermometer steigt, aus Ärger, mit bewußter Auseinandersetzung. Es bleibt das immer Gleiche. Also egal – Mensch Idiot fang Dich.
Ende der Kommunikation, des Zirkels der Vermessenheit, der Wahrheit, ein Verschließen der Augen vor der Wirklichkeit eines bald staubigen Planeten. Mit 9 Milliarden so sicher zu klein. Erdüberlastungstag. You’ve got a chance? Mein Gott, wovon träumst Du Nachts?
Komplex der Weg raus, das Wort. Nur nicht das im Anfang, der liegt woanders.
Also verletzen um des Verletzen Willen; die Probleme im Inneren – zu groß geworden.
Was wird mit unseren Geschöpfen, wir wissen es wohl nicht, aber die bloße Reproduktion unserer Selbst ist vorbei. Gottgleich, ob wir die Rolle annehmen scheint mir mehr als zweifelhaft.
Langsam zerlege ich mein Haus, sterben, gestorben, tot und verstreut.
Da wird der Sinn die Frage nach Leben.
Und das Eigentliche machen, trotz des ganzen Scheiss‘.
Das Ganze etwas detaillierter:
Leider wird die Matrix1 (natürlich nur der erste Teil) immer wahrscheinlicher, unter der Bedingung, dass wir uns wissend selbst zu Kühen machen, die 2 x täglich gemolken werden. Desnater, den Rahm abschöpfen, Nahrung für die Tech-Konzerne, die Magermilch fließt zurück, den Körper zu erhalten. Und so sehen wir aus: Ohne Definition, übergewichtig, vernetzt. Schön ist das nicht.
Entschuldigt, Buddhas Bauchfalten sind nur Sinnbild, einer Wesenheit die in sich ruht, oder die Flügel der Engel, weil es ja sonst Hubschrauber gebraucht hätte. Ich will’s nicht verderben, also lasst uns Selbst bewußt sein. Gut, wir jagen keine Mammuts und Kaninchen mehr, und in den meisten Fällen wachsen Lebensmittel nicht in Kühltruhen …
Bitte – nie läuft eine Uhr rückwärts.
Woher kommt der Strom für die Aggregate die Ideen für das Tech-Food, wo wird es zusammengeschweißt, Rad im Getriebe? Teilbereiche die nicht miteinander kommunizieren, das Gesamtbild komplex.
Malerei und Zeichnung (die Künste) brauchen Systeme mit Verbindung zum Außen, das vermeintlich Andere wird – wie Nahrung – nach innen transportiert und dort aufschlossen, umwertet. Durch diesen Prozess ist es möglich sich, in Analogie zum eigenen Erleben, durch einfachen Abgleich wahrzunehmen, zu erkennen. Artifizielle Strukturen ringen um ihre Behauptung, bis sie das Ruder kurzzeitig übernehmen. Vorsicht! Kunst als Lebensform, Kunst die Grenzen erweitert, im größeren Bogen umfängt.
Positiv geht das über den Nächsten hinaus, deswegen in Analogie, die den Vergleich nicht wörtlich befragt, sondern wie beim Puzzle passende Stücke zusammenfügt. Das ist Zugewinn, keine Behauptung, für die man sich alternativ entscheiden müsste.
Der innenliegende Bezug wird einfach addiert, friss mein Vogel, flieg.
Immer knapp am Pamphlet vorbei, mit großer Idee, zum Scheitern verurteilt und zwar so, dass man es auch bemerkt!
Ich karre gerade den Mist aus dem Haus – reicht denn das?
Und wo ist das Draußen, wo fängt es an, aus dem Ruder aus dem Sinn?
Welt als Organismus begreifen. Die Krebszellen nehmen zu, einzelne Systeme sind schon metastasiert. Seit Mitte des 20. Jahrhunderts können wir unsere Lebensgrundlagen selber vernichten, einen Großteil der Arten wäre zum Teufel, wider besseres Wissens, aber mit ‚gutem‘ Grund, zerstören um zu bestehen – es war immer so, fiel nur nicht so auf, die Ressourcen waren noch unverbraucht.
Westliche Demokratien haben sich immer wichtig genommen, wenn man die 400 Jahre vor der industriellen Revolution anschaut, war das für andere Völker kein Zuckerschlecken. Die Nachkriegszeit, die dem europäisch gefärbten Ländern im Norden sowie Australien /Neuseeland plus Japan Reichtum gebracht haben, sind aus der größten Katastrophe des letzten Jahrhunderts hervorgegangen. Alle, einschließlich der UDSSR, lagen im Krieg miteinander. Obwohl den Krieg gewonnen, die Hauptlast getragen, sind die Sowjetrepubliken als Verlierer daraus hervorgegangen. Die ökonomischen, politischen Bedingungen waren nicht reif, um mit den westlichen Industrieländern auf Augenhöhe zu konkurrieren. Zu schnell wurde der erwirtschaftete Überschuss in Rüstung und Raumfahrt verbraucht.
Russland heute steht vor einem Dilemma, mit 140 Millionen auf 11 % der Weltlandmasse eher ein Zwerg, zum atomaren Scheinriesen geworden, der (auch bei China) Begehrlichkeiten weckt. Nicht zu unterschätzen sind sie im geopolitischen wie -strategischen Spiel, gerade in Afrika, in denen die Europäer kläglich versagt haben.
Die G7 wollen eher bestimmen, als auf Augenhöhe verhandeln (stellen etwa 10 % der Weltbevölkerung und erwirtschaften etwa 45 % des weltweiten Bruttonationaleinkommens /wikipedia).
China und Indien, setzen aufgrund ihrer Demografie – mit zusammen fast 3 Milliarden Menschen – einen ganz anderen Maßstab. Hier wir Quantität zur Qualität. Gedankenstrich, genau diese neue Qualität will auch befriedigt werden.
Es geht immer um das Bruttoinlandsprodukt eines Landes, oder Verbundes in BIP pro Kopf, in USD pro Jahr (2021/22EU): | ||
USA | 70.248 | |
EU | 37.985 | |
China | 12.556 | |
RUS | 12.194 | |
Indien | 2.256 |
Dazu der CO2-Ausstoß pro Kopf in Tonnen pro Jahr (2021) (zweite Zahl wikipedia 2020)2,3,4: | ||
USA | 15,9 | 13,7 |
RUS | 12,2 | 11,6 |
China | 8,0 | 8,2 |
EU | 7,7 | (Deutschland 9,0 7,7) |
Indien | 1,9 | 1,7 |
Und die Effizienz, wieviel Kilogramm CO2 pro Kopf pro erwirtschafteten USD: | ||
RUS | 1,000 | |
Indien | 0,826 | |
China | 0,635 | |
USA | 0,226 | |
EU | 0,203 |
Natürlich ist das insgesamt nicht gut, zeigt aber die schwierige Lage Russlands.
(Die EU steht besser da als erwartet.)
Weiter,
ein Krieg in Europa als Mittel Grenzen zu verschieben? Das kennzeichnet nur die Schwäche, ist meistens schief gegangen, hat aber oft zu einer neuen Ordnung geführt, selten im Sinne des Angreifers.
Nach der Lehre aus zwei Weltkriegen (bei dem die Achsenmächte im Verhältnis weitaus stärker waren) mangelt es den Russen nicht an Rohstoffen, sondern an Produktivkraft und der neuen Ressource Brain /KI, alles an den obigen Zahlen abzulesen. Selbst China, als größter Verursacher von Treibhausgasen, schafft es in der Effizienz zumindest auf einen mittleren Rang. Nur scheint das Klima nicht allen das Maß der Dinge(, für uns auch nur bedingt), aufstrebende Länder fühlen sich gegängelt, gefesselt. Klimaschutz als Mittel den Wohlstand zu konzentrieren, nicht zu verteilen. Dagegen regt sich Widerstand. BRICS.
Wo liegt der zugesagte jährliche Transfer von 100 Milliarden? – bei Null!
In der Konsequenz haben wir es versaut, Chancen vertan. Einfach die Früchte des eigenen und fremden Gartens genießen, ohne abzugeben. So wurde unser soziale Friede mit der Armut der anderen erkauft. Der Abstand groß – jetzt noch an den Zahlen (Indien) ablesbar!
Rohstoffe haben immer Begehrlichkeiten geweckt, heute sind es seltene Erden, Lithium, Mangan, etc., die nicht in den Hochindustrieländern liegen. Der Kampf um die Ressourcen geht in die nächste Runde, zum Meeresgrund und Mond. Nur hat sich die Jagd auf eine nicht ortsgebundene Kraft ausgedehnt: dem angewandten Geist, dem Entwickler kreativer Ideen. Investiert man nicht in Ausbildung der eigenen Jugend, muss man zum hohen Preis einkaufen und zweimal zahlen. Politisch demokratisch wird das zur Strategie zum Erhalt des Systems. Ein Ab- und Aufsaugen von Intelligenz und Fachkompetenz fremder Länder /Regionen. Das ist Aneignung.
Eine gerechte Welt scheint nicht möglich.
Von diesen Zwängen können wir uns nicht lösen, war auch nie so geplant. Widerstand fördert Entwicklung bis zu einem gewissen Grad, bis die jeweilige Spezies den Platz frei macht, machen muss, für das Neue, Unbekannte.
Ein Kreislauf anderen Maßstabs, eher der einer Schraube, horizontal verschoben.
Jetzt könnte man meinen, die Ökonomie im Kunstwerk begrenzt sich auf die Zeichen mit so wenig wie nötig, so viel wie möglich zu sagen – sagen?, ein Bild spricht? – zu sehen! Dies ist das unerklärliche Wesen von Kunst, umfassend – eine andere Wirklichkeit. [Natürlich ist die immer da, nur in der Kunst wird sie ausdrücklich.]
Konkretes wird strukturiert, dem Puzzeln ähnlich, wobei Versatzstücke Anschluss suchen. Weitergedacht: Auch bei den Rezeptoren muss das Anschlussprofil passen, sonst kann die RNA nicht andocken, um ihre innenliegende Nachricht zu übermitteln. Hier spielt die Verpackung eine Rolle, ist Teil der Lösung.
Unsere Haut, selbst ein Organ, im Zusammenspiel mit Nieren, Lunge, Herz, etc., ist notwendiges Bauteil eines komplexen Systems, gleichzeitig auch materielle Grenze unseres Ichs (nicht des Seins). Besonders merken wir das, wenn ein Schlag darauf niedergeht, eine Rötung, oder Hämatom, wäre die Folge. Ein Faustschlag wird als Angriff wahrgenommen. In Abwehr will der Mensch, im egoistischen Zusammenklang von Körper und Geist, seine Möglichkeiten und Integrität verteidigen. So haben wir Kampftechniken gelernt, Palisaden gebaut, Mauern gezogen, Waffen geschmiedet, immer um den unmittelbaren Zusammenhang (Familie) zu schützen. Staaten sind entstanden dies zu gewährleisten, Menschen frei zu setzen, damit sie sich der Wissenschaft und Kunst widmen konnten. Lange war dies ein Mittel den Fortschritt und Vorsprung zu garantieren.
In dem Glauben, dass wir alle aus dem gleichen Klumpen Erde sind, dass Alles mit Allem verbunden ist, müssen wir die Möglichkeit erkennen, uns einer bessern Welt zu ergeben. Meint das Verantwortung? [Verantwortung ist die Freiheit zu erkennen was Notwendig ist.]
Die Meisten wollen sie gar nicht, was bleibt dann außer dem immer wiederkehrenden Gemetzel. Scheinbar hatten wir es in Europa über 70 Jahre einigermaßen im Griff, Demokratie war das Pflaster, die Klappe auf den Augen. Wir wollten nicht sehen, wo die Wertschöpfung anfing, oder wo unser Schrott verklappt wurde? Kapitalismus mit sozialem Gesicht – nur nach innen und nur so lange, wie man die Anderen nett bitten kann. Hilft das nicht, gibt es Krieg, weil sich Strukturen verändert haben, die letztlich wieder die gleichen sind. OK.
Das Kapital frisst immer noch seine Kinder, nur dass heute der Overkill, auch von kleineren Staaten realisiert werden kann. Der neue Zar von KGBs Ganden ist kein Zufall, wie andere auch. Mir wird die Liste einfach zu lang.
Das Interesse der Autokraten gilt dem Unmittelbaren, erstmal Öl ins Feuer schütten, um sich danach als Retter für die gute Sache herbei zu reden, nach einfachen Argumenten suchen, sich vor der Verantwortung drücken. Rechtfertigung nur vor dem eigenen Haus. Darin die Judikative aushebeln, um die letzte Instanz der Gewaltenteilung zu beseitigen.
Teilen mit wem, warum?
Es geht nicht darum, den Job gut zu machen, es geht um nichts Geringeres uns, als ökonomische Entwicklungseinheit, zu überwinden. Das wäre Emanzipation!
Eine Möglichkeit scheint mir die schnelle Weiterentwicklung von KI, damit unser Sein – zumindest als Abbild – gesichert wird.
Nicht auf was, sondern in was soll gespeichert werden? Und gleich die nächste Frage: Wird man mit komplexen Werkzeugen, die ‚Suchen und Ersetzen‘ ähnlich sind, Bereiche modifizieren, um eine ‚bessere‘ Welt zu kreieren?, wer wacht darüber?, und darf es sich (selbst) entwickeln? Wären verschiedene Simulationen (Welten) möglich? [Und wenn ja, in welcher leben wir?]
Hier sind Grenzgebiete erreicht, für die man schon heute ethische Lösungen sucht, aber sollten wir nicht die gemeinsame Welt, den Blauen Planet, unsere Erde als schützenswert betrachten, für die es sich lohnt das Leben zu ändern?
Letzte Frage: Ist nicht alles inszeniert?, ein Theaterstück von globaler Größe – Kunst? Vielleicht zu gewaltig die Vorstellung, dass Jemand am Hebel sitzt, Einstellungen vornimmt, uns auf dem Weg zu halten.
Es ist die Widersprüchlichkeit dieser Welt, die uns zwingt Freiheit als nur relatives Gut wahrnehmen zu können. Der Mensch ist des Menschen Wolf, und er ist es nicht!
Heben wir den Widerspruch auf, ginge die Chance zur Entwicklung, unsere Zukunft, unsere Utopien, verloren.
Soviel Potential, soviel Wunderbares an Angewandtem [Handwerk] und Unangewandtem [Kunst]. Eine Welt voller Möglichkeiten würden wir hergeben, verdammt – für was?
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1) Matrix, Science-Fiction-Film aus dem Jahr 1999. Regie und Drehbuch stammen von den Geschwistern Lana und Lily Wachowski.
2) https://www.umweltbundesamt.de/daten/klima/treibhausgas-emissionen-in-der-europaeischen-union#hauptverursacher
3 ) https://de.statista.com/statistik/daten/studie/167877/umfrage/co-emissionen-nach-laendern-je-einwohner/
4) https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Länder_nach_CO2-Emission_pro_Kopf
Die 4 nachfolgenden Beiträge beschäftigen sich mit Themen, die hier zusammengefaßt vorgestellt sind, nur ist der Focus jeweils ein anderer.
bigott
ist das Kunst, oder musste das weg
zur Abnahme des Bildes des Künstlerkollektivs Taring Padi
Bei meinem documenta-Besuch hat mir ein Bild gefehlt, um mich damit auseinander zu setzen. Diese Möglichkeit wurde mir durch den Abbau genommen. Ich fühle mich von Staats wegen erzogen, bevormundet, um nicht zu sagen gegängelt.
Nur noch durch Abbildungen im Internet kann man sich ein Bild machen, um nachzuspüren, was die Künstler gemeint haben mögen.
Antisemitismus in der Ikonographie, als Stereotyp zurückgeführt aufs Klischee, um einen übergreifenden Zusammenhang darzustellen? Wenn wir diesen nicht mehr selbst relativieren dürfen, ist es um uns geschehen, nur weil einige Politiker denken, dass wir dem nicht gewachsen sind. Das ärgert mich!
Mir fehlt die Auseinandersetzung vor dem Original. Zeigen, beobachten, vergleichen, Reaktionen im öffentlichen Raum – Wirklichkeit wahrnehmen.
Oszillationen
Warum kann ich Beethoven hören, ohne mir Gedanken über seine Zeit machen zu müssen? Bei Lyrik oder Prosa gelingt das nur bedingt, denn natürlich ist Musik immer ein Ereignis in der Zeit. Das Wort muss gelesen, transformiert, encodiert werden.
Das Narrativ in der Musik ist eher klein, wird aber gebraucht um grössere Bogen zu spannen(, wie bei der Pastorale). Wo diese Ebene aufgegeben wird, zerfällt das duale Prinzip von Realität und Interpretation, wird ersetzt durch emotionale Eindrücklichkeit, bis zum Geräusch, wird konkreter.
Aber letztlich geht mir konkrete Kunst auf den Senkel und doch, für Malerei ist es der halbe Weg. Sehe ich einen Rembrandt, ist das Eingebettetsein in den kunsthistorischen Kontext eher die letzte Ebene über die ich nachdenke, aber bis ich bei Flauberts Roman ‚Madame Bovary‘ über 1857 hinaus gelesen habe, dauert es. Zitat Wikipedia: […] gilt als einer der großen Werke der Weltliteratur aufgrund der seinerzeit neuartigen realitätsnahen Erzählweise‘. Ja was nun? Heute nicht mehr neuartig, ist er nur noch für Historiker gut? Vergegenwärtigt stehe ich vor dem großen Bild ‚Kämpfende Hirsche oder Brunft im Frühling‘, 1858/1859 von Courbet: Malerei, die sich weit über dem Ereignis einer großbürgerlichen Szenerie erhebt.
Gute Malerei ist Befreiung, Offenlegung des ästhetischen Gitters, das ging mindestens bei Rembrandt los. Auch davor wurde dieses Gitter angelegt, nur war es ein ideales, von der Form, vom Objekt her gedachtes – durchaus mit grandiosen Ergebnissen. Mir geht es in erster Linie nicht um das Feld, sondern um die Furche: ein Feld entwickelt sich durch die Setzung von Strichen (wie bei van Gogh), wird zur Form, zum Bild. Hierarchisch völlig unterschiedliche Ansätze.
Zwei, drei Striche sind schon ein Gesicht, eine Tür, Berg oder Galgen. Das Eigentliche bleibt außen vor, stellt sich als Referenz ein. Nun verhält sich der Strich zum Mitgedachten wie zum Feld, das wäre die Oszillation, das Schwingen zwischen Bestimmung und Konkretion, vielleicht wie das leise Summen eines Bildes bei Karl Heinrich Greune. Mehr ist da nicht, aber das ist schon viel, in einer Zeit, da Malerei sich immer wieder neu behaupten (den Kopf aufsetzen) muss. Das Bild selbst wird zur offenen Schöpfung (aus der großen Suppe heraus), ist nicht mehr Repräsentant von etwas anderem, obwohl es vom Wesen außerhalb Zeugnis ablegt.
Auf der Grenzfläche wird immer neu eingeschrieben, was die Form beinhaltet, nur ist diese Grenze eher eine Membran, auf die projeziert wird, bei einem Bildwerk können wir nun aussuchen von welcher Seite aus es betrachtet werden soll.
Iteration (oder wie das Pattern in die Welt kam)
… wohl zuerst in der Architektur, die alten Tempel haben schon aus bautechnischen Gründen eine Rhythmisierung der gleichen Elemente. Das sich dies im Fries fortsetzte, war nur folgerichtig.
Das handgefertigte, immer wiederkehrende, Objekt ist unterschiedlich. Seit 26 Jahren lebe ich auf einem Perserteppich (keine Kinderarbeit), bei dem sich jedes Ornament wiederholt. Sei es die Farbe, die Form, der Abstand zum Rand, alles referiert den Nächsten, ist gleich und doch grundverschieden. Hier wird Handwerk zur Weltsicht!
Was wahr ist, war noch nie wirklich und wird es nie sein. Oha, bloß weiter, es geht nur um die kleinen, sich immer wiederholenden, Versatzstücke.
In der neuzeitlichen Musik viel mir dies zuerst bei Bruckner auf, in der sich wiederholende Taktintervalle, innerhalb einer Form, auf eine kontemplative Ebene verschoben wurde, die seinesgleichen sucht (8. Symphonie, 2. Satz). Die ganze Musik des Minimal ist davon angesteckt, dass es mich dort in die Langeweile treibt (Ausnahmen bestätigen die Regel: ‚in C‘ von Riley).
Losgelöste sich wiederholende Sequenzen ergeben Dekor, aber keinen Sinn. Denn anders, als beim islamischen Bilderverbot, übersteigt dabei nichts den inneren Zusammenhang, hat nur den Anschein des Meditativen, eines Mantras, ist schlechte Folklore.
An einigen Ecken füllen sich Räume der Bildenden Kunst mit solchen Schnipseln; ich stehe vor den Arbeiten und kann das Handwerk, im schlechten Fall die Mühen, schätzen. Mir fehlt die Inspiration im Verlauf, die nur auf das Ziel hingearbeitet eine begrenzte Fläche zu füllen.
Deutlich wird dies im Bezug zur gesellschaftlichen Relevanz. Das Pattern degradiert sich zur blassen Entscheidung, dem die innere Notwendigkeit fehlt. Das ahnbare Nächste ist schon gefüllt, die Sehnsucht befriedigt. Dies nutzt den Geist zu füttern, ohne ihm eigentliche Nahrung zuzuführen: Je weniger wir folgerichtig projizieren, desto kleiner wird der utopische Vorsprung eine Welt zu denken, in der Leben lebenswert ist.
Dann waren es Computerspiele (erste Ego-Shooter), die für ihre virtuellen Räume Hintergründe brauchten. Wie immer ist es eine Frage der Ökonomie, in diesem Fall die der Rechenleistung, die wiederholbare Tapetenschnipsel, auf Dreiecken, in den konstruierten Raum stellte. Davor die simple Einrichtung mit einigen Schaltern, fertig war eine Umgebung, welche den Aktionsradius des Users markierte. Das diese Engines heute immer kleinere Dreiecke, oder Polygone, berechnen können und daran ihre Muster hängen (Texture Mapping), macht die erzeugten Welten immer glaubwürdiger, bis hin zur Realitätsverschiebung.
transreal
Das Rot steht gut, dazu intensives Gelb mit zartblauem Strich.
Das Radio plärrt vor sich hin:
Amerikanischer Jazz-Kitsch der 40er.
Die Striche müssen sitzen, auch das Narrativ.
Erzählen, ohne zu reden!
Und natürlich hole ich mir die Geschichte aus dem Kopf.
Und natürlich weiß ich vorher nichts davon – aber nur wenn sie stimmt, kann es auch eine gute Arbeit sein. Da ist keine nachträgliche Deutung, es ist ein sich Entwickeln zur Form.
Mein Erleben, meine Gedanken über Staat und Gesellschaft, schon die erste Linie ist davon geprägt, nicht ausdrücklich, sie wird es im Zusammenspiel. Das Fragmentarische bleibt erhalten (dem einzelnen Element wird ein Wert im Gesamten zugesprochen), die Offenheit bestätigt und als Möglichkeit einer neuen Erzählung, vom Betrachter selbst gestaltet, mitgedacht.