Die Zukunft der Kunst

Bei Beuys wäre eigentlich die Reihe der Untersuchung Sloterdijks Zur Welt kommen – Zur Sprache kommen, davon ab- oder übergeleitet zur Zwangsläufigkeit der Entäußerung bis in die frühe Romantik hinein. Die Idee findet ihr Material. Dessen Einsatz wird nicht zum Selbstzweck des Schönen, nicht des Hässlichen. Es ist die Manifestierung von Sinn.
Das reicht weiter bis in die Bildung, der bildenden Kunst im wahren Sinn des Wortes, nicht das interesselose Sein, was die Kunst befreit, sondern deren Einschreibung in den gesellschaftlichen Prozess /Kontext.
Im Bezeichneten, im Benannten wird der Anschein eines multidimensionalen Objekts gegeben: Die notwendige Verbreitung künstlerischer Wahrheit im gesellschaftlichen Raum. Sprache als Mittel eine Behauptung in den Raum zu stellen, die Objekt /objektiv wird, denn jeder Gegenstand ist erstmal real. Erfahrbar weil Widerstand. Ideologisch?
Wie mit vielem bin ich etwas spät dran. Jubiläen rauschen an mir vorbei, ich kann sie nicht fassen. Wenn ich dann zum 100. eher zufällig vor Beuys Arbeiten im Lenbachhaus stehe ist Krawall angesagt: Zeige deine Wunde. Diskontinuum.
Wie schrumpfe ich eine Installation von über 1000 auf 40 m². Ist es dasselbe, oder wird es etwas Anderes im Gleichen. Da ich die 76er Installation im Katalog gesehen habe, bleibt mir nur die Eindrücklichkeit einer autorisierten Lüge. (Beuys selbst hat den 1980er Aufbau im Lenbachhaus begleitet.)
Sprachvorbehalt.
Klebt das Wort am Objekt, am Raum, oder ist es auf der imaginären Oberfläche (im Schleier) seiner Tat (Setzung) eingeschrieben (eingewoben) und wenn ja, verdunstet diese unter der neuen Verortung von 2013 auf zu freundlichem Holzfussboden mit Absperrseil? Schwierig.
Der helle Raum, ein Sonnentag im Oktober ’21 mit herrlich blauem Himmel, die wunderbaren Pflanzen im Hof – völlig anders als die nüchtern funktionale Maximilian-Unterführung. Trotz alledem bin ich auf’s Äußerste bewegt, werde in das Werk hinein geschleudert.
Die Sprache in mir, mein ungegenständliches Ich, rebelliert, warum glotzt Du so romantisch?
Nach dem Mönch am Meer ist es einfach die herausragendste Position deutscher Romantik (von Wagners Tristan mal abgesehen).
Synthese?
Ich arbeite daran – schon lange.
Egal.
Heiter weiter.

(Nach Lektüre des Buchs BEUYSKIOSK, Hrsg. Rolf Bier, 2023, edition metzel, München)