cesare

… vor 15 Minuten hatte ich Giulio Cesare von Händel
aufgelegt, jetzt läuft Anton Bruckners 7., Günter Wand (1980).
Hey, Giulio Cesare dauert 4 Stunden, warum der Wechsel? Normalerweise hüpfe ich nicht von CD zu CD, höre ‚durch‘, habe Wagner-Training und denke, dass sich erst in der Gesamtheit so etwas wie ‚Wahrheit‘ ahnen lässt. Bruckners 7. dauert 64 Minuten (gut, je nachdem wer’s spielt), Mahler hat das absolut übertroffen.
Ich schweife.
Nach der kleinen Ouvertüre der Chor, dann die wunderbare Arie des Cesar, Achilla, etc. Ich nehme das große Booklet (von 1991; da gab’s noch umfangreiche Information, die man sich heute aus dem ‚Second Screen‘ holen muss) zur Hand, fange an zu lesen.
Upps,
welch eine Unsäglichkeit des Dramas.
Könige, Königinnen und deren Adlaten streiten sich wie törichte Kinder um ihr Spielzeug, eben nur mit tödlichem Ausgang für einige der Probanden.
Sei’s drum.
Es interessiert mich nicht, nicht die Bohne!
Musik, die mich kurz zuvor noch berührte, stirbt ab, erstarrt, zerbricht an der Nichtswürdigkeit ihrer Erzählung. Das Erhabene am Inhalt zerbrochen, oder ist das Wort – obwohl weltbildend – schon immer Ausdruck der Hilflosigkeit?
Rembrandts beste Bilder handeln von Christus, den großen Erzählungen, oder ist es wie bei Rubens’
Gemäldezyklus für Maria de’ Medici im Louvre, eine Könnerschaft von Farbe und Form, wobei nicht ein inspirierender Funke geistiger Nahrung überspringen will?
Schönheit ergibt sich nur dem Wort, wenn es nicht getrennt vom Bild, sondern Bestandteil seiner Ästhetik ist. Es kann nicht aufgesetzt, oder zugefügt werden, es wird ‚in der Kunst sein‘ müssen, meint so den erweiterten Kunstbegriff und natürlich fällt mir sofort [wieder] Beuys ein; für mich einer der Wenigen, die das Erbe der zweiten Hälfte des 20. Jhds repräsentieren, Polke nehme ich gleich mit.
Jetzt die 6. Symphonie von Erkki-Sven Tüür (2010).